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Libyen

Freitag, 13.Oktober
Nach 45 Minuten am tunesischen Zoll (recht schnell für ein afrikanisches Land) werden wir an der libyschen Grenze bereits von unserem Führer, Wahid, erwartet. Und nach einer weiteren halben Stunde, inklusive Geldwechsel und libysche Nummernschilder montieren, verlassen wir im Schlepptau von Wahid die Grenze und fahren zur nächsten Dieseltankstelle. Könnt Ihr Euch vorstellen, was wir für 170 Liter bezahlen? 24 Franken!! Der Liter kostet 14 Rappen! Sonderlich vorsichtig gehen die Tankwarte auch nicht mit dem Treibstoff um. Rund ums Auto eine grosse Diesellache. Achtung Rutschgefahr. Erster Eindruck vom reichsten nordafrikanischen Land: ziemlich übersäht mit Plastikabfall und auf jedem Haus eine Satellitenschüssel. Die Strassen sehr gut ausgebaut, aber der Verkehr! Die Geschwindigkeitsangaben sind meist pro Person berechnet. Also, wenn 30 angeschrieben ist, wird mindestens 60 gefahren. Bei 50: 100! Und das durch Wohngebiete. Überholt wird von allen Seiten, auch der Pannenstreifen wird als Überholspur benutzt. Ganz schön nervenaufreibend. Auf dem Weg nach Tripolis machen wir Station in Sabrata, im Jahre 193 ein wichtiger römisch-libyscher Handelsort am Mittelmeer. Das Theater in dieser ausgegrabenen Stadt ist einer der Höhepunkte römischer Architektur und Bautechnik. Es gilt heute als schönstes römisches Theater auf der Welt. Daneben gibt es zahllose Tempel, wie z.B. Isis-Tempel, Serapis-Tempel, Kirchen, Gerichtsgebäude, Thermen und und und. Dieser herrliche Ort liegt direkt am Meer und trägt den Titel "UNESCO Weltkulturerbe" zu Recht. – Weiterfahrt nach Tripolis in einem Affenzahn. Ohne Führer bräuchten wir ziemlich lange für diese Fahrt, denn alle Wegweiser sind auf arabisch angeschrieben. Einchecken im Hotel: keine Handtücher und WC-Papier im Bad und ausserdem fliesst kein Wasser im ganzen Hotel. Na toll. Also erst auf den grünen Platz und in die Altstadt zum Essen und bummeln. Nach unserer Rückkehr fliesst das Wasser wieder.

Samstag, 14.Oktober
Wir besuchen auf unserem Weg nach Sirte die 2. Ausgrabungsstätte Leptis Magna. Dieser ehemalige römisch-libysche Handelsort und -hafen für Güter aller Arten, inklusive Sklaven, ist noch beeindruckender und grösser als der in Sabrata. Mir gefallen am besten die Hadrians-Bäder. Ich kann mir so richtig vorstellen, wie die dicken Römer in ihren Togas sich vor und in den Bädern tummeln, mit den anderen über ihre Tagesgeschäfte oder Liebschaften reden und den Luxus geniessen. Dazwischen gehen sie ins Latrina-Haus. Bestimmt 10x10m gross, an allen Wänden Marmorplatten mit je 3 Löchern zum draufsitzen. Was die wohl auf dem Clo zu bereden hatten? – Aber auch das Forum 100x60m und die Basilika sind unglaublich. Zum Teil ist immer noch der Marmor auf dem Boden und den Wänden zu sehen, ganz zu schweigen von den vielen Säulen, mal in rosa oder grün-weissem Granit. Zu guter Letzt schauen wir uns noch das Theater an. Riesig! Vieles lassen wir links liegen oder werfen nur einen kurzen Blick drauf, denn nach 3 Stunden sind wir kaputt.

Sonntag, 15. Oktober
Heute ist reine Autofahrt angesagt. 570km eintönige, topfebene Wüstenlandschaft, nichts zu sehen, ausser Strommasten, alte Reifen und Abfall am Strassenrand. Zum Glück gibt's immer mal wieder Dromedar-Herden. Wir übernachten in Benghasi in einem Hotel mit heisser Dusche!

Montag, 16. Oktober
Ungefähr 70km nach Benghasi geht's ins Gebirge. Auf etwa 300m ü.M. bereitet sich eine gewaltige kilometerlange Hochebene vor uns aus. Ein einziges grosses Feld mit tiefroter Erde auf dem erstes frisches grünes Gras spriesst und vom Gemüse über Kartoffeln, etc. alles angebaut wird. Wie wir später erfahren, haben schon die alten Hellenen diese Gegend als ihre Kornkammer in Besitz genommen. Nach dieser Hochebene und weitere 100m höher durchfahren wir den Jabal al Akhdar (Green Mountains). Dieses Gebirge trägt seinen Namen zu Recht. Wunderbar bewaldet, weitere Felder und Kuhherden. Dies ist ein so gänzlich anderes Libyen! Wunderschön, es erinnert an Spanien. Am Hang zur Tiefebene erreichen wir Shahat (Cyrene). Die alte Stadt Shahat, einstmals hellenisch, wird zum Teil noch bewohnt, zum Teil wurden Anlagen ausgegraben. Der ganze Hang ist mit Wohnungen, die in den Sandstein hereingegraben wurden, übersäht. Es würde sich lohnen, sich einen ganzen Tag Zeit zunehmen, um diese Stadt richtig kennenzulernen. Die Reste der Tempel, Foren, etc. stehen auf einem Plateau, von dem aus man einen Blick zum Meer und der darunter liegenden Tiefebene hat. – Ein paar Kilometer weiter erreichen wir Marsa Susah (Apollonia). Noch eine hellenische Ruinenstadt am Hafen. Jetzt reicht's mir mit all diesen Ruinen. Und so viele Touristen. Belgier, Schweizer, Deutsche. Mindestens 4 grosse Busse sind da. Die einzigen Male, wo wir auf europäische Touristen stossen, sind die verschiedenen Ausgrabungsstätten.

Dienstag, 17. Oktober
Heute ist der Tag des Grenzübergangs von Libyen nach Ägypten. Auf der Fahrt dorthin fängt es ziemlich an zu winden und kurz darauf sind wir in einem veritablen Sandsturm. Die Sicht ist wie bei stockdichtem Nebel. Also Lichter an und aufpassen wie ein Schiesshund. Manchmal beträgt die Sicht vielleicht 5m, meistens aber doch 50 bis 100m. So fahren wir über 150 km. Selbst die Polizei, sonst bei schlechtem Wetter nie an den Kontrollposten zu sehen, hat sich an einer Stelle postiert und warnt alle Autofahrer vor dem Sandsturm. An der libyschen Grenze dauert es tatsächlich nur eine halbe Stunde inklusive libysche Autoschilder demontieren und die Schweizer Schilder für ca. 200m montieren. Am ägyptischen Zoll sind wir auch innert einer halben Stunde durch die Passkontrolle, dank einem ranghohen Zöllner, der uns auch gleich noch jemanden mitschickt, um die Autoeinfuhr zu erledigen. Na, da sollten wir doch schnell durch sein. Haste gedacht. Die Prozedur dauert über 2 Stunden. Ein Stempel hier, wieder 200m zurück, dort noch eine Kopie, noch ein Stempel, etc. Endlich kann Werner die ägyptischen Kontrollschilder befestigen. Uff, wir haben's geschafft und er ist geschafft. Das ist das letzte Mal auf dieser Reise, dass wir andere Autoschilder benötigen. Es ist jetzt schon nach 16 Uhr und wir haben noch 220km vor uns bis Matrouh. Da es eine Autobahn ist und somit doch recht sicher, werden wir auch bei Dunkelheit fahren. Sicher?! Dass ich nicht lache. Plötzlich kommt uns doch tatsächlich ein Geisterfahrer mit Volllicht entgegen. Das ist beileibe nicht der letzte. Für so ein oder zwei Kilometer fahren die Einheimischen nicht auf die andere Seite der Autobahn. Ich bin jedenfalls heilfroh, als wir in Matrouh ankommen.






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