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Samstag, 10. März
Gegen 10 Uhr machen wir uns auf in den Namib Naukluft Park. Kurz nach der Stadt schauen wir uns noch schnell die Martin-Luther-Lok an, die der deutsche Willhelm Sander 1896 kommen liess. Sie fuhr ohne Schienen, doch verbrauchte soviel Wasser, dass sie irgendwann stecken blieb. Den Namen bekam sie nach Luthers Ausspruch: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." Danach in die Wüste, vorbei an Flechten, niedrigen Tintensträuchern und Talerbüschen. Hin und wieder sehen wir einen Strauss oder ein Springböckchen. Wir kommen an den Aussichtspunkt "Mondlandschaft". Hier wartet bereits ein Mann. Will er unsere Parkerlaubnis sehen? Weit gefehlt! Er ist mit seinem Auto von der Strasse abgekommen und steckt jetzt quer in einer Mulde. Zuerst braucht er dringend Wasser. Er befindet sich in einem leichten Schockzustand. Er bekommt sein Auto frei und macht sich dann langsam mit seinem demolierten Auto auf, Richtung Swakopmund. Danach können wir die Aussicht geniessen. Diese Mondlandschaft liegt interessanterweise tiefer als die Ebene, fast wie ein Canyon. Wunderbar, besonders als wir hinunter und hinein fahren. Durch das Swakop Tal, wo wir zum ersten Mal wieder Springböcke sehen, kommen wir in ein Gebiet, wo die Welwitschia Pflanze zuhauf vorkommt. Welwitschias sind endemische Pflanzen, d.h. sie kommen nur in diesem Gebiet vor. Sie gehören zu den Sukkulenten, es gibt männliche (dünne Blüten) und weibliche (Kieferzapfen-ähnliche Blüten) Pflanzen, ihre Wurzeln reichen bis zu 3m in die Erde, sie entwickeln nur 2 Blätter, die aber nach vielen einzelnen aussehen und am Boden liegen, die meisten Welwitschias sind so bis 1m hoch. Doch etwas weiter besichtigen wir die weibliche Welwitschia mirabilis, die ca. 1.500 Jahre alt und bestimmt 1,50m hoch ist. Weiter gehts zum Blutkopp, einem Granitberg, der je nach Sonnenstand rot leuchtet. Herrliche Quarze sind dort zu finden. Auf dieser Strecke gibt es auch wieder niedriges Steppengras, das wunderbar gelb leuchtet wie ein etwa 20cm hohes Weizenfeld, ausserdem endemische Köcherbäume. Gegend Abend erreichen wir das Ganab Wild Camp mitten in der Steppe. Es gibt dort 2 Toiletten und ein paar abgesteckte Camp Sites, das ist alles. Wir sind ganz allein und geniessen den Untergang der blutroten Sonne und die kilometerweite Rundumsicht. Abschliessend kann ich nur sagen, Wüste und Steppe ist viel abwechslungsreicher als jede andere Landschaft.
Sonntag, 11. März
Heute geht die fantastische Fahrt weiter zum Kuiseb Pass. Um auf diesen "Pass" zu kommen, müssen wir erst mal von der Ebene runter zum Kuiseb Fluss. In dieser Gegend haben 2 Deutsche den 2. Weltkrieg verbracht und überlebt. Lest das Buch "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste". Unterwegs sehen wir Oryx-Antilopen, viele Strausse und natürlich die Springböckchen. Langsam bekommt das gelbe Gras einen grünlichen Touch. In der Ferne sehen wir die ersten Dünen der Namib und rotleuchtende Berge. In Solitaire machen wir Mittagsrast. Der erste Ort seit unserer Abfahrt von Swakopmund. Es gibt eine Lodge, Tankstelle, "Supermarkt" und ein paar Häuschen. Doch es herrscht reger Verkehr. Viele Touristen. Dann weiter nach Sesriem am Anfang der Namib Sanddünen, wo wir für 2 Nächte bleiben.
Auf dieser Strecke haben wir unseren ersten und hoffentlich letzten Plattfuss. Der Reifen ist nicht mehr zu retten und muss entsorgt werden. Es bleibt uns noch ein Reserverad übrig. Reicht das bis Kapstadt? Am Abend fahren wir gleich mal zur Düne 45. Die Dünen sind bis zu 300m hoch. Das Tal ist steppenhaft mit kleinen Büschen und Bäumen am Flusslauf entlang. Etwa alle 10 Jahre führt dieser Fluss Wasser.
Montag, 12. März
Kurz nach 6 Uhr morgens sind wir schon im Park auf dem Weg nach Sossusvlei, 64km vom Tor entfernt. Auf halber Strecke erleben wir den Sonnenaufgang. Tut mir leid, aber die ganzen Farben und Stimmungen in den Dünen zu beschreiben, ist unmöglich. Ihr müsst das selbst erleben. Die letzten 5km zum Sossusvlei (Vlei = See) ist Luft in den Reifen ablassen angesagt, damit wir durch den Sand kommen. Hinten steigen wir auf eine der Sterndünen (Sterndünen, weil sich der Dünenkamm wegen der wechselnden Windrichtung verzweigt). Sie ist schätzungsweise 150m hoch und nach etwa 500m auf dem Kamm verlassen wir sie wieder. Ein eindrückliches Erlebnis. Eine Rundumsicht dort oben, vom feinsten. An den Dünenhängen wachsen kleine Sträucher bis fast nach oben! Unten liegen die Vleis, die seit Jahren kein Wasser mehr gesehen haben, trotzdem muss es im Untergrund noch feucht sein, denn auf dem Seeboden wachsen Pflanzen mit wunderschönen weissen und gelben Blüten. Zurück auf dem Camping gibt’s erst mal Pancakes. Später fahren wir zum Sesriem Canyon. Wow! Es geht etwa 30m nach unten, am Anfang ist die Schlucht sehr schmal und weist sogar einige Wasserlöcher auf, danach breitet sich der etwa 1km lange Canyon etwas aus und endet schliesslich in der Ebene, die wir am Morgen durchfahren haben. Hier unten ist es etwas kühler. Wie wir später erfahren, gehen die Angestellten vom Camping, wenn es extrem heiss ist, am Mittag in die Schlucht. Nach der Rückkehr geht’s erst mal in den Swimmingpool zum Abkühlen. Tut das gut! Obwohl es so heiss ist - bestimmt um die 42° - frieren wir wegen dem starken Wind beim Rauskommen. Schon total verrückt!
Dienstag, 13. März
Heute können wir ausschlafen, doch die heisse Sonne treibt uns relativ früh aus den Federn. Nach dem Frühstück fahren wir los. Wieder durch die herrliche Steppenlandschaft. Je nach Lichteinfall erleben wir Farben die von lindgrün über gelb zum tiefen rot reichen. Mann, oh Mann. Die Ebene, die wir durchfahren, ist umrahmt von Bergen. Langsam steigt das Tal von 600m bis auf 1.700m Höhe und der Fahrtwind kühlt uns etwas ab. Sehr gut. Oben erleben wir zum ersten Mal wieder Strecken mit Baumbeständen. In dieser Gegend reiht sich eine Rinder- oder Schaffarm an die andere. Bei der Lovedale Farm machen wir Halt und kaufen Lammfleisch ein. Diese Farm ist 13.000 Hektar gross. Das braucht es auch, um dem Vieh genügend Futter zu sichern. Weiter geht’s an Helmeringshausen vorbei nach Aus. In Aus wurden im 1. Weltkrieg etwa 1.500 Deutsche interniert und dank Eigeninitiative (Ziegelbau aus Sand, Dachziegel aus zusammengeklopften Konservendosen) haben bis auf 65 Mann alle die sengende Hitze überlebt. Hier übernachten wir auf dem Klein-Aus Campingplatz, der wunderschön von Hügeln eingerahmt ist. Rund um mich herum erstrahlen die Hügelspitzen in rötlichem Licht. Monika und Rolf, kommt endlich von eurem Spaziergang zurück! Wir sind hungrig!
Mittwoch 14. März
Zum Frühstück erhalten wir Besuch von einigen schönen, graugestreiften Mäuschen und Vögeln in der gleichen Farbe. Schon kurz nach unserer Abfahrt stehen Wildpferde auf und neben der Strasse. Sie sind die Nachkommen der deutschen Kavalleriepferde und sollen bis zu 4 Tage ohne Wasser auskommen. In Lüderitz campen wir auf der Shark Island. Es geht heftigster Wind. Nur das Zelt wird aufgebaut, um unsere Anwesenheit zu bekunden, dann erkunden wir die verschiedenen Buchten mit dem Auto. Tafeln warnen davor, links das Sperrgebiet des Diamantengebiets zu betreten. An einer Bucht liegen Tausende von Muschelschalen in den schönsten Farben herum. Daneben stehen einige Flamingos. Am Diaz Point geht’s zu Fuss auf die Anhebung hinauf. Das ist leichter gesagt als getan, denn es weht ein Wind von bestimmt 150kmh. Zuerst über die kleine Bretterbrücke, dann ein paar Stufen ohne Geländer! Und dann Gott sei Dank wieder Geländer. Jeder Fuss muss schnellstens und mit Kraft auf den Boden gesetzt werden, damit er nicht davon fliegt. Rund um Lüderitz gibt es nichts, nur Sand und Steine. Die Hauptfarben sind Gelb- und Grautöne. Ob wir wohl über Diamanten gefahren sind? Nach dem Abendessen in der Stadt geht’s schnurstracks in die Heia. Draussen ist es zu windig und kalt.
Donnerstag, 15. März
Unsere Fahrt führt uns heute zum Fish River Canyon, dem 2. grössten Canyon der Welt. Zuerst die karge Strecke zurück nach Aus, danach kommen wieder Rinder- und Schafffarmen. Es geht über 300km nach Süden und alle 50 oder 80km kommt eine kleine Kurve, ansonsten schnurgerade, manchmal einen Hügel hoch und auf das nächste Plateau, manchmal wieder runter. Auf dem Camping des Canyon Roadhouse bleiben wir über Nacht.
Freitag, 16.März
Zum Frühstück geht's ins Roadhouse, da unser Gas heute morgen ausgegangen ist. Doch kein Problem, es ist ja der letzte Tag mit dem Landcruiser. Nach der frühmorgendlichen Schlemmerei fahren wir zum Viewpoint des Canyon. Unser Blick fällt über 500m nach unten zum Fluss, der um diese Jahreszeit noch Wasser führt. Die breiteste Stelle des Canyon beträgt 27km und er ist 150km lang. Was für ein Gefühl, Felsen des Urkontinents Gondwana zu sehen, den der Fluss vor Urzeiten angeknabbert hat. Am Städtchen Ai-Ais, am Ende des Canyons und mit 60° heissen Badequellen, fahren wir vorbei. Es ist zu heiss, um untertags in diese Quellen zu steigen und ansonsten hat der Ort nichts zu bieten. Nach ca.200km erreichen wir die Grenzstation Noordoewen am Oranje-Fluss. Ausreise ist eine Sache von Minuten und die Einreise nach Südafrika sollte genauso problemlos sein, denn zum ersten Mal müssen wir keine Einreiseformulare ausfüllen, noch irgendeine Strassengebühr o.ä. zahlen. Doch weit gefehlt. 2 Schulbusse voll mit namibischen Teenagern machen uns dies unmöglich. Nach ¾ Stunden Anstehen, sind wir endlich durch. Es geht rauf und runter durch eine ziemlich hügelige Landschaft. Am Ollifant Fluss wird die Gegend herrlich grün und hier wächst ein ausgezeichneter Wein. Ein kurzer Fotohalt und gleich weiter. Nach fast 900km erreichen wir gegen 22 Uhr Kapstadt und werden von Beat und seiner Frau Collin herzlich empfangen.
Wir sind am Ziel! Nach 5 ½ Monaten und 27.000km durch 13 afrikanische Länder und alles ohne Unfall oder Krankheit!
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