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Von der Schweiz nach Tunesien

Frühstück im Sand
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Donnerstag, 28. September 2006
Abfahrt nach Erlinsbach, (das Engadin verabschiedet mich mit dem herrlichsten Wetter) dort Landcruiser einräumen. Essensvorrat für mindestens 2 Monate eingeräumt und die Kiste ist immer noch nicht voll. Genauso wie meine Kleiderkiste. Nicht zu glauben, was wir für Stauraum haben in diesem Wagen.

Freitag, 29. September
Werner gibt noch bis Mittag Unterricht, ich räume weiter den Wagen ein. Treppen runter und rauf. So viele Treppen bin ich noch nie gelaufen. Mittags die frischen Lebensmittel eingekauft, ab vier Uhr Tag der offenen Tür. Werner's  gesamte (ausser Remo, der in Jakarta wohnt) Familie erscheint. 2 Schwestern, 3 Brüder und seine Eltern. Diese Familie gefällt mir. Kommen erst um ½ 2 Uhr zum Schlafen. Tagwache um 4 Uhr.

Samstag, 30. September (420 km)
Werner hat verschlafen. Aufgestanden um ½ 6, Abfahrt um 6:15. Es regnet. Wohl die Abschiedstränen der Schweiz. Am Gotthard nur ¼ Std. Wartezeit, genauso in Chiasso. Zum Glück hat Werner verschlafen. In Genua Ankunft ca. ½ 1 Uhr. Wen trifft er dort, gleich 2 Bekannte, mit denen er vor Jahren im gleichen Block gewohnt hat. Wir nehmen die Fähre, mit der sie zurückgekommen sind. Stundenlanges Anstehen für die italienischen Zoll- und Einschiffungsformalitäten. Afrika fängt bereits hier an. Diese Unmenge an wüstentauglichen Autos und Lastwagen! Und alle wollen auf die Fähre. Anstatt um 4 Uhr laufen wir kurz vor 8 Uhr abends aus. Mit den anderen Wüstenfahrern werden die Ausrüstungen der Autos, das Woher und Wohin diskutiert. Jeder hat einen Tipp für den anderen. Doch wir sind etwas die Ausnahme, wenn sie hören, wie lange wir unterwegs sein werden, bekommen sie grosse Augen. Auf dem Schiff nehmen wir statt Selbstbedienung das Arrangement für 28 € (Abendessen, Frühstück, Mittagessen). Noch einmal etwas Luxus zum Abschied von Europa. Nach dem Essen (ca. 10 Uhr) wieder anstehen für die tunesischen Zollformalitäten (3 Posten-Lauf), eine stundenlange Schlange für die polizeiliche Kontrolle, danach Auto-Zollformalitäten (2 Posten). Es lebe die Bürokratie! Das Klacken der Stempel muss dem Ego verdammt gut tun. Für mich ist dieser Postenlauf etwa um Mitternacht vorbei. Der arme Werner muss noch eine Stunde dranhängen für das Auto.

Sonntag, 1.Oktober
Irgendwo auf dem Meer zwischen Genua und Tunis, wunderbar ruhiger Seegang, Sonnenschein. Seit 2 Tagen mal wieder etwas ausgeschlafen. Hat das gut getan. Um 16.15 gelandet. Danach an Bancomat für Dinars (Es ist Ramadan, alle Geschäfte sind nur vormittags geöffnet), Glück gehabt, kurz nach mir war der Bancomat leer! Wir fahren mit 5 anderen wüstentauglichen Autos, bzw. Lastwagen in den Süden von Tunesien. Werner hat zusammen mit den anderen bereits in CH Antrag für die Bewilligung für die Sperrzone eingegeben. Auf super guten Strassen fahren wir von Tunis bis Gabès. Abfahrt um 18.15 bis ca. 23.45 insgesamt 387 km. Nach einer "Stadtrundfahrt" finden wir mit Hilfe eines jungen Tunesiers den Campingplatz. Geschlossen. Nach etlichem Pfeifen und Rufen können wir reinfahren. Werners Auto ist so ausgebaut, dass es nur ein paar Minuten dauert, bis wir eingerichtet sind, im Gegensatz zu den anderen, die erst z.B. beim Lastwagen eine Hebebühne betätigen müssen, die anderen das Zelt auf dem Dach aufschlagen oder am Boden, etc. Wir brauchen nur das Dach anheben und haben darunter ein Bett mit Lattenrost! Luxus pur.

Montag, 2.Oktober
Tagwache um 7 Uhr. Da wir ja nicht so lange brauchen, um das Auto wieder für die Fahrt parat zu machen, bleiben wir noch liegen. Doch durch ein Rütteln am Auto und die Stimme der 2 ½ jährigen Leonie "Ufstääh" werden auch wir zum Aufstehen gezwungen. Abfahrt um 9 Uhr nach Tataouine, um unsere Bewilligung abzuholen. Pech gehabt. Nachdem sie uns von einem Büro zum anderen geschickt haben (am Ramadan hat keiner Lust zu arbeiten) haben wir den Plan mit den ganz hohen Dünen aufgegeben und sind in die Sahara auf Sand-, "Wellblech"- und Steinwüstenstrassen nach Ksar Ghilane gefahren, eine Oase im Niemandsland mit kleinem See und Hotel. Die Strecke am Anfang fast wie im Monument Valley in den USA, dann die Steinwüste: der Blick geht ins Unendliche, nur ein paar Sträucher, selten einmal eine Ziegen-, Schafherde, ein paar Kamele. Auf halbem Weg in die alte Berberstadt Douiret. Darin wohnten früher ca. 3.500 Berber in Wohnungen, eingegraben in die Kalksteinberge. Schön angenehm kühl sind diese Behausungen. Vor dem Hauseingang im Berg befindet sich eine Aussenmauer mit den Lagerräumen, kleiner Innenhof und dann der Eingang. Der erste Raum ist für die Kinder, dahinter das Elternschlafzimmer. Türen sind aus hartem Olivenholz. Eine Braut musste in diesem Elternschlafzimmer ohne Sonne vor der Hochzeit 10 bis 15 Tage verbringen, damit sie schön hell wurde. Selbst eine Moschee befindet sich im Berg.

Auf den Steinpisten sind immer wieder Dünen und Sandverwehungen. Und schon stecken wir fest. Also 4x4 zuschalten, mit Vollgas durch. Nach 2 Versuchen geglückt. Aber bei der Ankunft in Ksar Ghilane bleibt das Auto auf der Kuppe einer Düne stecken. Nichts geht mehr. Weder vorwärts noch rückwärts. Unser Auto ist viel schwerer als das der anderen, kein Wunder bei dem, was wir für unsere Trans-Afrika-Reise benötigen, z. B. Zusatztanks für Benzin und Wasser, etc. etc. Also ausschaufeln, Reifendruck von 4.5 auf 2.0 runter (dabei spickt das Sicherheitsventil des einen Reifens davon, wurde aus dem Ersatzvorrat ersetzt), die kleinste Untersetzung rein und vom anderen Auto rausziehen lassen. Geschafft. Das war die Feuertaufe für unsere Weiterreise. Im Wäldchen vor der Oase machen wir Camping. Essen: Hühnerbrüstchen mit Rissotto und Tomatensalat. Dazu ein feiner Weisswein, ein noch besserer Sonnenuntergang in der Wüste. Mein Herz was willst Du mehr!

Dienstag, 3.Oktober
Weiterfahrt in der Sahara. Vor der Abfahrt Reifendruck auf 1.5. Vor uns liegen Kilometer mit Dünen, Dünen, Steinpiste, Dünen, etc.etc. Aber Dank GPS finden wir unseren Weg. Diesmal sind wir auf der Sunny-side-of the world. Kein Problem mit den Dünen. Dafür ein anderes Auto. Gleiches Prozedere wie bei uns. Der Tag besteht aus Dünen rauf und runter, Steinpiste: Reifendruck mit Hilfe des Kompressors wieder auf 2.0. Dann: Nur Dünen und Sand, die ersten beiden Autos haben Mühe, das dritte bleibt stecken – ein tolles Bild. Auf jeder Düne bzw. am Aufgang zur Düne steckt ein Auto fest. Wir also: der Reifendruck auf 0.8 runter. Werner geht zuerst die Strecke ab, die er nehmen will und muss. Bloss nicht in die Spuren der anderen. Ich postiere mich auf einer Düne, damit er einen Anhaltspunkt für seine Strecke hat. Wow, er schafft's! - Schliesslich alle Autos oben. Mitten in der Sahara das Café "chez Erg": alle wieder Reifendruck auffüllen. Danach einen heissen Pfefferminztee bei Erg. Zwei der Mitreisenden wollen ihre Mountain Bikes endlich hervorholen und losradeln. GPS am Lenker, Treffpunkt ausmachen (nach ca.38 km), los geht's. Nach einer Stunde holen wir sie ein. Durch Hitze (39 Grad) und den vielen Sand, haben sie in 53 Minuten gerade mal 6.5 km geschafft. Sie sind fix und foxy. Fertig die Velo-Tour. Kurze Zeit später: Dünen ohne Steinpiste dazwischen: Reifendruck runter, durch, Reifendruck wieder rauf. Langsam wird's zur Routine. Dann, an einem Auto der Stossdämpfer abgebrochen. Muss wohl auf der brutalen Dünenpiste passiert sein. Also raus aus der Sahara, nach 2 Stunden sind wir in Douz. Auf den Campingplatz rein, endlich Duschen!

Mittwoch, 4.Oktober                                                                  32° 49' 59,3''N, 9° 02' 31,5'' E             
Zurück in die Sahara. Mitten in der Grand Erg (Dünenlandschaft) schlagen wir unser Lager auf. Bis auf ein Auto. Zum Abschluss der heutigen Fahrt, 2 m vor dem Ziel, will er unbedingt noch im Sand versinken. Ha, ha, er darf schaufeln! Es ist später Nachmittag. Eine Sicht bis zum Horizont. Fantastisch. Zum Abendessen: Lammfilet mit Nudeln und einem guten Rotwein dazu. Und das mitten in den Dünen. Eine Familie hat ihr Essen sehr schnell parat. Sie sitzen in einer Mulde zwischen den Dünen. Es vergehen keine 5 Minuten und jeder schnappt sich seinen Teller und isst auf einer anderen Düne. Nein, kein Familienkrach, obwohl's so aussieht. Die Sch...fliegen. Hunderte, die mitessen wollen. Bei Sonnenuntergang verschwinden sie. Unser Essen ist vor Sonnenuntergang fertig. So ein Mist. Also Fleisch klein schneiden, dann mit linker Hand die ganze Zeit wedeln, mit der rechten essen. Die letzten Paare machen es besser, essen erst nach Sonnenuntergang. Doch das Beste: Geschirrabwaschen in der Wüste: einfach mit Sand. Geht hervorragend und macht auch noch Spass. So jetzt noch ans Lagerfeuer zu den anderen, wo zwei dabei sind, Brot zu backen. – Alle bereits in ihren Kojen, plötzlich ein kleiner Sandsturm. Sofort alles im Auto verstauen oder so deponieren, dass es nicht fortgeweht wird. Etwas unruhige Nacht mit viel Gerüttel, Wind und Sand im Auto, trotz geschlossenen Fenstern.

Donnerstag, 5.Oktober                                                                  32° 52' 24,7'' N, 9° 08' 10,1'' E
Ein wunderschöner Morgen. Nach dem Frühstück mit vielen Fliegen und wieder ziemlich Wind geht's noch tiefer in die Sahara. 3 Dünengürtel durchfahren wir. Mach echt Spass. Grosser Sandkasten für erwachsene Männer und Frauen. Jeder bleibt mal stecken. Wie gehabt, Luftdruck raus aus den Reifen, Luftdruck rein in die Reifen. Nachmittags schlagen wir unser Camp in einer Mulde vor einer grossen Düne auf. Plötzlich wieder Sandsturmgefahr. Alle Zeltplanen verstauen und während ich diese Zeilen im geschlossenen und heissen Auto schreibe, geht's draussen hoch her. Das Licht wechselt von grellweiss zu sandfarbenem Himmel. Kein Wunder, so wie's weht. Doch hier unten sind wir etwas geschützt. Jetzt fängt's auch noch an zu regnen. Regen in der Sahara. Plötzlich taucht ein weisser Hund auf. Kurz danach sehen wir 2 Nomaden mit ihrer kleinen Ziegenherde. Die beiden Esel tragen ihre spärliche Habschaft. -  Oops, das Gewitter kommt immer näher. In der Dunkelheit leuchtet es plötzlich knallorange auf. Kurz darauf der Donner, der nicht aufhören will.

Freitag, 6.Oktober
Es regnet immer noch. Die Kinder stürzen sich die steile Düne auf einem Schlitten aus Hartplastik herunter. Dank dem Regen, schnell wie auf der Bobbahn. Sie leihen mir einen Schlitten. Super. Macht Spass. Die Mountainbikes kommen auch zum Einsatz. Dazwischen besucht uns einer der beiden Nomaden, die ihr Lager auf der anderen Seite der grossen Düne aufgeschlagen haben. Den Tag verbringen wir mit Lesen, Schlitten- und Bike-fahren, Brot backen. Abends wird es trocken und genau über unserem Lager ist der Himmel offen. Den ganzen Tag hatten wir Besuch von einem Mula-Mula. Ein schwarzweisser Vogel, der von den Nomaden als glücksbringend angesehen wird. Nur auf dem Kopf oben ist er weiss und die unteren Schwanzfedern. Wunderschön.

Samstag, 7.Oktober                                                                  32° 58' 49'' N, 9° 04' 11,9'' E
Durch den Regen hat die Luft ganz schön abgekühlt. Von 40° auf ca. 20° - 25° am Tag. Gegen Mittag fahren wir durch die Dünen zum Tembain (Berg mitten in der Sahara). Bin ich froh, dass ich nicht fahren muss und wenn's durch die hohen Dünengürtel geht, zu Fuss durchlaufen kann. Rauf und runter geht ja noch, aber wenn der Wagen Seitenlage bekommt, oder sogar seitlich etwas abrutscht, ist das schon zum Grausen. Also lieber Streckenposten spielen, damit die Fahrer wissen, in welcher Mulde sie wohin abbiegen müssen. Unser Nachtlager errichten wir wieder in den Dünen. Wir sind Luftlinie nur 12 km gefahren, real 20 km, aber alles durch Dünen. Dank dem Regen war der Sand relativ stabil. Morgen kommen nur noch kleine zum Überqueren.

Sonntag, 8. und Montag, 9. Oktober                                                                     33°09'11,4''N, 8° 46' 8,8'' E
Wir sind auf der Fahrt zu den Sandrosen. Nach 45,7 km sucht sich jeder die für ihn schönsten raus und packt sie in Sandkisten ein. Morgen Ruhetag. Anstatt Lesestoff wie zu Hause auf dem stillen Örtchen, habe ich hier Sandrosen zum Betrachten. Auch nicht schlecht.

Dienstag, 10.Oktober
Nach ca.33km durch Dünen und über Salzsee verlassen wir die Sahara und die Sch...fliegen. (die Fliegen erscheinen nur während der Dattelsaison für 2 Wochen.) In Kebili verabschieden wir uns von den anderen und fahren etwa 70 km nach Tozeur auf einem Damm mitten durch die Salzebene (Chott El Jerid). Dass da der Legende nach über 1000 Kamele und Menschen verschwunden sein sollen, ist angesichts dieser endlosen Salzwüste leicht zu verstehen. In Tozeur auf den Campingplatz und gleich unter die Dusche. Wow, wie ich dufte! Hier bleiben wir für 2 Nächte.

Mittwoch, 11.Oktober
Heute ist grosser Autoputz. Kiloweise den Sand rausgefegt. Ein Spaziergang in die Innenstadt und auf den Basar.

Donnerstag, 12.Oktober
Abfahrt Richtung Libyen. Über den Salzdamm zurück und kurz vor Kebili haben wir die versteinerten Sanddünen von Fatnassa angeschaut. Weiterfahrt über Douz nach Matmata, das über 400 m ü.M. liegt. Strassen wie über den Albula. In dieser Berggegend leben die Berber in Wohnungen, die in den Sandstein gebaut wurden. Fast das gesamte Berggebiet ist in Terrassen angelegt, um bei Regen das Wasser in Becken aufzufangen. Es ist wunderschön. Und später der Blick hinab in die Ebene Richtung Mittelmeer – toll! Weiter geht's nach Medenine und ca.40km vor Ben Guardane (Übergang nach Libyen) übernachten wir in einem Olivenhain. Unsere letzte Nacht in Tunesien. Morgen müssen wir Punkt 10 Uhr am Grenzübergang sein, wo uns unser Führer erwartet.






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