Mittwoch, 18.Oktober
Nach einer Nacht in einem billigen Hotel für Rucksacktouristen, fahren wir nach Gizeh und steigen im Oasis Hotel ab. Und auf was freuen wir uns am meisten? Könnt Ihr's erahnen? Werner stürzt sich auf ein Bier und ich auf einen Wein. Nach 2 Wochen Abstinenz schmeckt der Alkohol noch mal so gut. (In ganz Libyen gibt's keinen Alkohol ausser auf dem Schwarzmarkt zu horrenden Preisen.) In diesem 5-Sterne-Hotel mit Swimmingpool, etc. bleiben wir bis Montag.
Donnerstag, 19. Oktober
Heute ist Visum-Tag. Wir fahren um 9.30 Uhr mit dem Taxi zur sudanesischen Botschaft. Was fehlt? Ein Empfehlungsschreiben von der Schweizer Botschaft. Also wieder ins Taxi, durch den chaotischen Verkehr (noch schlimmer als in Indien) zur CH Botschaft, wieder zurück und um 3 Uhr mittags können wir doch tatsächlich unsere Visa abholen. Vor dem ägyptischen Museum eine Unmenge wartender Menschen. Nein danke, das tun wir uns nicht an.
Freitag, 20.Oktober
Heute ist Internet-Tag. Bis Mittags um ca. 15 Uhr habe ich es endlich geschafft, die erste Etappe von Tunesien per W-LAN auf meine Website zu stellen. (Mal hat man ein Signal, dann fällt es wieder aus.) Danach gibt das hoteleigene Internet den Dienst auf. Schade. Libyen wäre auch parat gewesen. Der Rest des Tages wird gefaulenzt.
Samstag, 21.Oktober
Heute Vormittag lassen wir uns nach Sakkara kutschieren. Die älteste Stufen-Pyramide, über 6'000 Jahre alt. Danach geht's zum Flughafen, um Mägi und Monika abzuholen. Nach endloser Warterei können sie endlich durch den Zoll. Mit einem netten Taxi-Chauffeur, der uns schon öfters in seiner Rumpelkiste gefahren hat, geht's wieder über eine Stunde durch die Stadt zurück ins Hotel.
Sonntag, 22.Oktober
Am Morgen fährt er uns zu den Pyramiden von Gizeh. Die muss man einfach gesehen haben. Als ich das letzte Mal dort war, fuhr man noch ein paar hundert Meter bis zur Stadt. Heutzutage ist die Stadt direkt an den Pyramiden. Am späteren Nachmittag fährt er uns durch die Stadt an Alt-Kairo und der Alabaster-Moschee vorbei bis zum Markt. Wir sind noch keine 5 Minuten im Auto, kommt ein hysterischer Schrei von Monika auf der hintersten Bank. "Ein Viech ist in meiner Hose." Abrupter Stopp. Monika: Hose runter und das Viech fällt heraus: mein rotes Feuerzeug, das ich am Tag vorher im Taxi verloren hatte! Was für ein Gelächter!! Die Schlange ist ein Feuerzeug. (Zu ihrer Ehrenrettung: es ist auch ein Grashüpfer im Auto.) – Der Markt: Wir kommen etwa um 5:30 Uhr auf dem Markt an. Restauranttische auf allen Strassen, die Kairoer sitzen alle bereits am gedeckten Tisch. Der Muezzin gibt das Zeichen und alle stürzen sich auf's Essen. Das ist Ramadan. Eine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei. Die Tische auf der Strasse werden wieder weggeräumt und wir können in "Ruhe" essen. Später durch den Markt schlendern. Ein Erlebnis.
Montag, 23. Oktober
Um 9.30 fahren wir ab Richtung schwarze und weisse Wüste. Wunderbar. Wir kommen an sogenannten Zeugenbergen vorbei. Sie sind oben alle flach und zeigen die ehemalige Höhe des Landes an. Im Laufe der Jahrtausende zerbröseln sie langsam aber sicher. Was wir dort an versteinerten Holzstämmen, Muscheln und Fischteilen gefunden haben! Am Spätnachmittag finden wir in Barahiya ein nettes kleines Hotel.
Dienstag, 24. Oktober
Den Vormittag faulenzen wir in dem herrlichen kleinen Innenhof des Desert Safari Home bei Badri Khozam. Er organisiert für uns am Nachmittag eine Fahrt durch die Oase, einem Teil der schwarzen Wüste. Da Ramadan heute mit einem Festtag beendet wird, sind leider alle heissen Quellen geschlossen und wir können dort nicht baden gehen. Die Fahrt geht weiter zu einem grossen Salzsee, können aber nicht rein denn einen Meter vor dem See versinken wir bereits. Abends sitzen wir mit Badri zusammen und bekommen wunderbare Pyritsteine, z.T. wie schwarze Rosen, von ihm geschenkt, die er in der Wüste gesammelt hat.
Mittwoch, 25. Oktober
Gegen Mittag wollen wir in die weisse Wüste abfahren. Badri organisiert noch drei Touristen (1 Franzose, 2 Japaner) für eine Tour in seinem Wagen, dem wir dann folgen. Nach arabischer Zeit kommen wir dann "pünktlich" gegen 2 Uhr los. Zuerst geht's durch die schwarze Wüste. Mit dem dunklen Sand und den schwarzen Steinchen erscheint sie wirklich schwarz. Einen Halt machen wir am Crystal Mountain. Der ganze Hügel ist kristallisiert. Wunderschön. Jetzt müssen wir uns aber sputen, um noch vor Dunkelheit einen Rastplatz in der weissen Wüste zu finden. Dadurch hat Werner keine Zeit, Luft aus den Reifen zu lassen und wir düsen in der Dunkelheit durch die Dünen. Alle guten Plätze sind schon von Touristen besetzt. (Hauptsächlich Ägypter, da Ramadan-Ferien) Da wir die Piste nicht kennen, der Sanduntergrund in der Dunkelheit nicht erkennbar und der Wagen viel schwerer ist als der des Vorausfahrenden, kommt es, wie es kommen muss. Wir bleiben stecken. So ein Sch... Aber endlich haben auch wir einen Platz. Die Wagen werden über Eck aneinandergestellt, eine ägyptische Teppichplane angebracht, Teppiche auf den Boden gelegt, eine Feuerstelle im Nu errichtet und schon kocht das Abendessen. Bohnen, Hühnchen und Reis. Und über uns der Sternenhimmel. Monika und ich entschliessen uns unter freiem Himmel zu schlafen. Ein Erlebnis. Wir haben im Engadin ja schon einen herrlichen Sternenhimmel, aber erst der afrikanische!!! Nach dem Essen geht noch die Schischa (Wasserpfeife) rum.
Donnerstag, 26. Oktober
Noch bei Dunkelheit spaltet einer der Ägypter bereits Holzscheite für's Kaffeekochen. Ein herrlicher Morgenaufgang erleben wir. Nach dem Frühstück verlässt uns der andere Wagen und wir fahren und gehen (insgesamt 23 km) von einem weissen Kalksteingebilde zum nächsten. Schau dort, das strickende Mütterchen, und dort der Adler. Da, der Alte raucht eine Zigarette, nein, der hat ein Bleistift in der Hand. So geht's den ganzen Tag. Es ist wie in einem Märchenland. Eine Kalksteinfigur nach der anderen. Und dazwischen gehen wir von einer "Pyrit-Boutique" in die andere. Arme Mägi, sie muss so viele Steine mit ins Flugzeug nehmen. (Auch meine). Das wird ein Gewicht! Nachmittags suchen wir uns einen schönen Rastplatz für die Nacht zwischen engstehenden Kalksteinfiguren. Gut gemacht. Feuerstelle bereits vorhanden. Von einem Ägypter erfahren wir, dass sie versuchen, das ganze Gebiet zum Unesco Weltkulturerbe erklären zu lassen. Das ist auch nötig. Die vielen Autos und auch die Touristen mit ihrem Abfall machen die Gegend kaputt. Vielleicht sind wir unter den letzten, die noch in dieses Gebiet mit dem Auto reinfahren und campieren durften.
Freitag, 27. Oktober
Wir verlassen die weisse Wüste und fahren nach Farafra, ein weiterer Oasenort. Dort besuchen wir das Museum von Badr, einem einheimischen Künstler, der herrliche Skulpturen aus Stein, Holz und Sandbilder erstellt. Er gibt auch gratis Workshops, so lange wie und wann man will, wohnen kann man auch gratis in seinen kleinen Ferienbungalows. Er geht auch mit den Teilnehmern in die Wüste zum Material suchen und meditieren. Weiter geht die Fahrt an zahlreichen Polizeikontrollen vorbei, die genau die Autonummer aufschreiben, den nächsten Aufenthaltsort, Nationalität. Sollte etwas passieren, müsste anzunehmen sein, dass sie einen schnell finden. Weiter geht die Fahrt nach El Dakhla, ein weiteres Oasengebiet. Auf der Fahrt sehen wir neben der Strasse aus einer Röhre Massen an Wasser schiessen. Anhalten, Duschsack auffüllen. Es ist heisses Wasser! Jahrtausende alt, etwas schwefelhaltig. Also, Kleider weg, heisse Dusche nehmen, Haare waschen. So heiss geduscht habe ich selten. Aber herrlich. Danach finde ich sogar die Hitze nicht mehr so heftig. Gegen Abend erreichen wir El Qasr, ein Ort in der Dakhla. Wir campen in einem Ferienresort in Bir el Gabal und haben es sehr lustig mit dem Eigentümer und seinen Vettern. Wenn nur Mägi und Werner nicht so lange bräuchten, um das Abendessen zu richten. Wir sind am verhungern!
Samstag, 28. Oktober
Am Morgen besuchen wir die alte nicht mehr bewohnte islamische Innenstadt von El Qasr. Aus Lehmziegeln erbaut, teilweise restauriert, mit Läden, Gerichtssaal, überdachten Strassen. Bei der Wegfahrt kommen scharenweise Touristen. Hatten wir ein Glück, wir waren total allein. Weiterfahrt zum etwa 200 km entfernten Oasengebiet El Kharga. Wir fahren genau wie in den vergangenen Tagen von einer Senke zur nächsten. Wobei die Senken immer etwa 200-300km lang sind. Dann kommt der Pass über den ca.300m hohen Berg und wieder 1-200 Meter runter. Diesmal fahren wir durch die rosa Wüste. Je nach Lichteinfall erscheinen die Berge in der Ferne wirklich rosa und auch der Sand schimmert teilweise dunkelrosa. Die Dünenkette, die uns schon seit Hunderten von Kilometern in der Ferne begleitet, taucht plötzlich am Strassenrand auf. Also Stopp! Dünenwanderung ist angesagt. In Mut (Hauptort von El Kharga angekommen, werden wir wie üblich von der Polizei zu unserem Schutz begleitet, bis wir wieder zur Stadt heraus sind. Da wir nicht in die angegebene Richtung fahren, überholen sie uns und wollen uns die richtige Richtung zum Camping zeigen. Nachdem Sie unseren Wunsch nach Kaffee verstanden haben, fahren sie uns voraus und zeigen uns ein nettes Cafe mit dem besten ägyptischen Kaffee, den wir je hatten. Die Polizei dein Freund und Helfer.
Sonntag, 29. Oktober
Heute geht's nach Luxor. Etwa 250km. Kurz vor Paris biegen wir ab auf die Wüstenstrasse nach Luxor. Und was sehen wir dort? Ein Strassenschild zeigt Bagdad an! Also von Paris nach Bagdad etwa 80 km. Die Wüste wechselt andauernd ihr Gesicht. Zwischendurch kommen wir auf ein Plateau, 518m ü.M., dann wieder runter. Die Strasse verläuft schnurgerade. Alle Stunde ein Auto. Plötzlich mal wieder eine Kurve. Ah, da vorne schimmert's grün. Der Nil! In Luxor checken wir im Hotel Nefrititi ein. Direkt in der Altstadt, Bazar rund um uns herum. Dachterrasse auf dem Hotel. Links vor uns der Luxortempel, geradeaus der Nil, auf der anderen Seite des Nils: das Tal der Königinnen, Hadschepsut-Tempel, Tal der Könige. Wir sind am richtigen Ort und lassen es uns gut gehen.
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