Montag, 30.Oktober
Werner und Monika machen eine Tour ins Tal der Königinnen, zum Hadschepsut-Tempel (Hadschepsut war die einzige Pharaonin), Tal der Könige, zu den Felsengräbern Schech Abd el Kurna (Privatgräber) und zum Karnak-Tempel. Mägi und ich kennen dies bereits von einer früheren Reise dorthin und schlafen deshalb erst mal aus. Das Hotel hat Internet und Achmed richtet mir den Laptop so ein, dass ich wireless ins Netz komme. Am Nachmittag sehen wir uns den Luxortempel an, diesmal ganz ohne Führer. Es ist eindrücklich. Danach ist einkaufen angesagt. Einige Galabijas, leichte ägyptische Baumwollgewänder, die sehr angenehm zu tragen und luftig sind. Am Abend kommt ein Holländer bei uns vorbei, der das Auto gesehen hat und wissen will, ob wir auch in den Sudan reisen. Dabei macht er mich darauf aufmerksam, dass es in den Städten sehr wichtig ist, langärmelige Kleidung zu tragen und dass die Beine bedeckt sein müssen. Nach einem kurzen Blick auf meine insgesamt 3 Galabijas, bin ich sehr froh, dass ich auch eine langärmelige gekauft habe. Also bestens gerüstet für den Sudan.
Dienstag, 31. Oktober
Heute, punkt 11 Uhr, geht's im Konvoi Richtung Assuan. Konvoi ist Vorschrift auf dieser Strecke. Alle Strassen und Seitenstrassen von Luxor sind von Polizisten abgesperrt, damit kein Unbefugter in die Kolonne eindringen kann. Überall haben wir (ca. 20 PKW, Busse, Taxis) Vorfahrt. In Esna biegen alle Richtung Kreuzfahrtschiffe ab. Was soll das? Ein Motorrad-Polizist fährt uns dann, teilweise mit Blaulicht, in Richtung Assuan voraus. Hui, geht das schnell. Kein Polizeiposten auf der Strecke, an dem wir anhalten müssen. Wir kommen uns vor wie Graf Protz. Leider ist das viel zu schnell wieder vorbei. Er übergibt uns an ein Polizeiauto, das sie erst mal eine Weile anschieben müssen, bis es anspringt. Und dann fährt es mit 50 km/h. Heh, wir wollen irgendwann in Assuan ankommen! Zum Glück dürfen wir ab der nächsten Ortschaft allein weiterfahren. Irgendwann ist plötzlich ein anderes Polizeiauto vor uns, das uns dann bis Assuan vorausfährt. Unterwegs erfahren wir, dass wir das einzige Auto sind, das in diesem Konvoi nach Assuan fährt. Wir dachten, dass wir die Kolonne nach unserem Abstecher in Esna einholen sollten. Assuan ist schön, irgendwie leichter und freundlicher noch als Luxor. Der Blick von der Dachterrasse über den Nil ist wunderschön. Besonders, wenn die Sonne untergegangen ist und die Wolken in allen möglichen Orange- bis Violettönen strahlen. Nach dem Abendessen im Basar, auf dem Weg zurück ins Hotel, werfe ich einen Blick in den Himmel. Wahnsinn! So was hab' ich noch nie gesehen. Der zunehmende Mond hat nicht nur einen Hof, sondern mindestens drei! Zuerst ein gelblicher Ring, dann ein grünlicher und noch ein kleiner rötlicher drumherum.
Mittwoch, 1. November
Wir lassen uns mit dem Boot über den Nil übersetzen, laufen ¼ Stunde durch die Wüste und schauen uns das Simeonkloster an. Zurück zur Bootanlegestelle kommen wir am Aga Khan Mausoleum vorbei, können aber nicht hinein. An der Anlegestelle ist nur ein Ruderboot mit dem wir uns dann auf die Elephantine Insel mitten im Nil rüberschippern lassen. Der Ruderer zeigt uns den Weg durch das kleine, malerische, nubische Dorf zur Fähre. Dort empfängt uns der Dorfchef, ein Nubier, und zeigt uns den vom Nilschlamm freigelegten Eingang zu einem Tempel. Wie er uns erzählt, werden die Nubier, die sich nach ihrer Vertreibung aus dem Gebiet, wo heute der Nassersee liegt, auf dieser Insel angesiedelt haben, schon wieder vertrieben, da sich unter dem ganzen besiedelten Land eine antike Stadt befindet, die ausgegraben werden soll. Von dieser Insel segeln wir mit einer Feluke bis in die Nähe unseres Hotels. Zu Eurer Info: in Ägypten, ausser in Kairo, zahlen wir selten mehr als 8-10 CHF p.P./Tag Keine Luxuxhotels, aber sauber und nett.
Donnerstag, 2.November
Abfahrt um 4 Uhr morgens in einem Konvoi von mindestens 50 Reise- und Kleinbussen nach Abu Simbel. Es heisst, diese Strecke sei unfallträchtig wegen der Eintönigkeit der Strasse. Das ist es aber sicher nicht, sondern sobald die Fahrzeuge aus der Stadt sind, geht das Elefantenrennen los. Die Busse überholen sich andauernd und das bei Tempo 120! auf normaler Landstrasse und Dunkelheit. Jeder will mit seiner Gruppe als erster in Abu Simbel ankommen. Um etwa 7 Uhr erreichen wir den Tempel. Der Parkplatz ist schon ziemlich voll und die Leute strömen wie die Heringe hinein. Gott sei Dank bleiben wir über Nacht und gehen erst um 10 Uhr rein. Kaum Leute. Schön angenehm. Mit unserem deutschsprachigen Führer Machmud, der 18 Jahre in Deutschland lebte, erfahren wir auch viel inoffizielles über Ägypten. Die Erklärungen für die Tempelanlage erhalten wir ausserhalb im Besucherzentrum und können nachher in aller Ruhe die beiden Tempel besichtigen. Es ist unglaublich, vor diesen riesigen Statuen von Ramses II und Hathor zu stehen. Wie kleine Ameisen. Die Figuren sind 21 Meter hoch. Der Mund ist 2 Meter breit! Ich habe alles schon mal gesehen, doch diese Anlage ist immer einen zweiten Besuch wert. Im Tempelinneren sind noch viele Wandreliefs und Statuen teilweise farbig. Wir treffen wieder Machmut und er führt uns zu einem nubischen Haus in Abu Simbel. Dort können wir campen, Monika und ich auf der Dachterrasse. Den Nachmittag unterhalten wir uns mit Machmut und Fikri, der Hausbesitzer, zeigt uns seine Anbaugärten. Abends serviert uns seine Frau eine ausgezeichnete nubische Fischmahlzeit. Es ist sehr romantisch dort und ein längerer Aufenthalt in einem von ihren 5 schönen Gästezimmern würde mir ausserordentlich gefallen.
Freitag, 3.November
Abfahrt im Konvoi um 9 Uhr. Wir kennen ja jetzt das Prozedere und lassen uns schnell zurückfallen. Kein Mensch kontrolliert. Also Kaffeepausen, etc. So dauert die Fahrt zwar länger, wir sehen aber schöne Sachen. Teilweise sieht die Landschaft wie die schwarze Wüste aus. Ein paar mal Wegweiser zu Tempeln. Der neue Kanal, den die Ägypter bauen, um Wasser in die Wüste bei Kargha zu bringen. Der hohe Damm in Assuan. Das Abfallentsorgungsviertel von Assuan (Nase zu halten). Abends auf der Dachterrasse: Nein ist das kitschig! und atemberaubend schön. Der Nil brennt, der Himmel ist rot. Röter gehts nicht mehr.
Samstag, 4.November
Um 5 Uhr 30 Abfahrt zum Flughafen. Monika und Mägi müssen leider wieder in die Schweiz zurück. Wir sorgen für leichte Unruhe bei den Polizisten in der Abflughalle, da wir kein Flugticket und Koffer haben. Aber schliesslich kapieren auch sie, dass wir nichts Schlechtes im Sinn haben. Um 10 Uhr gehen wir zum Nile Transportation Office und wollen unsere Schiffstickets für den Nassersee nach Sudan abholen und bezahlen. Ja, reserviert ist, aber das Auto auf dem Ponton neben der Fähre soll plötzlich 1.000 Fr. statt 500 Fr. kosten! Noch 2 weitere Autos wollen mit. Nach langen Diskussionen gehen wir etwas essen und treffen uns alle wieder kurz vor 2 Uhr in dem Büro. Die Diskussionen gehen weiter und plötzlich ist der Schalter für die Tickets geschlossen. Der Sachbearbeiter gibt uns den Rat, am Montagmorgen direkt zum Hafen zu fahren und mit dem Transportunternehmer persönlich zu reden. Vielleicht lässt sich der Preis noch drücken.
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